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Wo gibt es nun wirklich Unterschiede und wo liegen die Gemeinsamkeiten?

Schichtwechsel: Allgemeiner Arbeitsmarkt versus GWW-Werkstätten Menschen mit Nachteilen

Donnerstag, 22. September 2022
GWW-Mitarbeiter beim Radwechsel in der Ausbildungswerkstatt in Stuttgart

Elf Menschen des allgemeinen Arbeitsmarkts tauchen in eine andere Welt: Die Welt der GWW-Werkstätten. Und vier Menschen mit Behinderung und eine Fachkraft der GWW-Werkstätten arbeiten auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Es klingt als würden die Arbeitsplätze nicht unterschiedlicher sein. Doch wo gibt es nun wirklich Unterschiede und wo liegen die Gemeinsamkeiten?


Am 22. September 2022 herrscht große Aufregung bei den Teilnehmenden des Schichtwechsels. Normalerweise arbeiten die vier Menschen mit Behinderung und ihre Fachkraft in den GWW Werken in Sindelfingen und Böblingen an Autoheckscheiben, Fußmatten verschiedener Automodelle und Lattenrosten für Camper. An diesem besonderen Tag dürfen sie nach Stuttgart fahren und dort in der Lehrwerkstatt von einem der größten Automobilhersteller arbeiten. Die Teilnehmenden erlernen den Radwechsel an Autos, machen einen Kurztest am Fahrzeug, üben eine Drahtbiegung am Aufbau einer Schaltung und erhalten Einblick in den 3D-Druck. Ein Teilnehmer erzählt: „Es war schwer die Radmutter festzuziehen. Aber ich habe es geschafft!“ Als der Drehmomentschlüssel knackte jubelte er.


Im Gegenzug nehmen Mitarbeitende der Automobilindustrie einen Perspektivwechsel ein und starten ihre Arbeit bei der GWW. Dort erhalten sie Einblicke in die Dynamik der Produktion von GWW-Werkstätten, in die Vielfalt der Produkte und begegnen Menschen mit Behinderung an ihren Arbeitsplätzen. Gleich zu Beginn steht für eine Teilnehmerin fest: „Ich lasse mich von der Freude und positiven Energie beim Arbeiten anstecken. Wir führen nebenbei tolle Gespräche, zum Beispiel über Sport. Auch über die Behinderung der Menschen im GWW-Werk durfte ich einiges erfahren.“


Als Initiator des Schichtwechsels gilt die Bundes-Arbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen (BAG WfbM). Ziel des jährlichen Aktionstags ist es, Werkstätten als Orte der wirtschaftlichen Innovation und Kreativität wahrzunehmen. „Für die GWW ist der Schichtwechsel eine Chance in der Gesellschaft mit unseren gemeinnützen Handlungen für Menschen mit Nachteilen trotzdem als Wettbewerber auf dem Markt wahrgenommen zu werden“, beschreibt Geschäftsführerin der GWW Andrea Stratmann.


In Wertstätten wird die Arbeit an den Menschen angepasst und nicht umgekehrt. Ein Arbeitsplatz fördert die eigene Identität und soziale Beziehungen. Die Werte der GWW kommen an diesem Tag besonders zum Tragen: In großen Produktionshallen arbeiten statt automatisierte Maschinen Menschen an Einzelprozessen. Die Arbeitsplätze sind mit modernster Technik an individuelle und heterogene Bedarfe angepasst. Wer zum Beispiel eine grüne Farbe zum Freigeben eines Produkts nicht erkennen kann, hört stattdessen ein Ton. So kann Qualität und Fehlerfreiheit in der Produktion gewährleistet werden.
Eine Leiterin für Personalentwicklung und Ausbildung und arbeitet beim Schichtwechsel an Heckscheiben: „Ich bin begeistert davon, dass die Prozesse der Produktion in den Werkstätten der GWW genauso wie bei uns im Werk abgebildet werden können.“ Für ihren Arbeitsalltag will sie Stärken und Interessen von Kollegen und Mitarbeitern besser wahrnehmen und für das Team sinnvoll und gewinnbringend einsetzen.


Das Fazit des Tages in Stuttgart fällt großartig aus: „Ich war neugierig und wurde wertgeschätzt.“ Und „Ich bin total froh, dass ich diesen Tag erfolgreich gemeistert habe.“ Das Fazit in Böblingen fällt ebenfalls positiv aus: Sätze wie „Ich habe mich hier anders verhalten als im normalen Arbeitsalltag. Meine Kommunikation war noch wertschätzender. Das nehme ich mit“ oder „Die Arbeit macht Spaß. Hier kann jeder Mensch seine Fähigkeiten einsetzen und auf dem Qualitätsniveau des allgemeinen Arbeitsmarktes arbeiten.“ Die Erfahrungen, die beim Schichtwechsel zwischen GWW-Werkstätten und der Lehrwerkstatt eines Automobilherstellers in Stuttgart gemacht wurden, nehmen die Teilnehmenden in den Alltag mit: Durch Wahrnehmung, Bewusstsein und Verständnis ist der erste Schritt für gegenseitiges Verständnis schon getan.

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