Assistenz, Betreuung und Pflege in Zeiten großer Veränderungen
Dialogforum Zenit - Das neue ‚Care‘
Demografischer Wandel, Digitalisierung, Fachkräftemangel, geänderte Rahmenbedingungen sind nur ein kleiner Ausschnitt der Veränderungen des Dienstleistungsverständnisses in den Bereichen Assistenz, Betreuung und Pflege.
Beim diesjährigen Dialogforum Zenit beleuchteten ca. 50 Personen unterschiedlicher Berufsgruppen der Bereiche Assistenz, Betreuung und Pflege gemeinsam die Veränderungen des neuen Verständnisses zur Dienstleistung „Care“. Die heterogen ausgewählten Teilnehmenden erarbeiteten in multiprofessionelle Diskussionsrunden mögliche Lösungsansätze für die Bereiche Pflege, Assistenz und Betreuung.
Mit Impulsvorträgen als Input startet das Dialogforum Zenit. „Der Nachmittag soll Anlass geben, über Querschnittsthemen mit gesellschaftlichem Verlangen nachzudenken. Der Nachmittag bietet eine Plattform für aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Diskurs“, begrüßt Vorständin der Stiftung Zenit Andrea Stratmann. In unserer alternden Gesellschaft wird es in Zukunft immer mehr pflegebedürftige Menschen geben. Aufgrund niedriger Geburtenraten sinkt gleichzeitig die Zahl der pflegenden Angehörigen, sowie der potenziellen Pflegekräfte. Thomas Jaskolka, Leiter Pflegemanagement der Stiftung Innovation und Pflege, beschreibt: „In 20 Jahren können wir über einen Zustand wie heute froh sein.“
Die Mega-Trends Silver Society, Gesundheit, Individualisierung und Digitalisierung werden die Pflege-Branche radikal verändern. Die Menschen möchten im Alter so autonom und selbstbestimmt wie möglich in ihrer gewohnten Umgebung wohnen bleiben. Diesem Anspruch müssen künftige Pflegeformen gerecht werden – zum Beispiel in modernen Plattformeinrichtungen, die verschiedene Angebote unter einem Dach vereinen: Stationäre Pflege, betreutes Wohnen, ambulante Pflege und Tagespflege. Ein wichtiger Trend sind auch Pflege-WGs, die zum Beispiel Pflegebedürftigen aus ländlichen Gegenden erlauben, in ihrem Umfeld wohnen zu bleiben, anstatt in ein entferntes Pflegeheim zu ziehen. Auch hier spielt die Digitalisierung eine zentrale Rolle. So wird etwa ein Teil der ambulanten Pflege überhaupt erst möglich, wenn die Kunden zu Hause unterstützt werden können und stets eine optimale Kommunikation und Koordination aller Beteiligten gewährleistet ist. Die Pflege steht massiv unter Druck. „Wir dürfen uns nicht in Negativspiralen drehen. Wir wollen Menschen durch den Wandel für die Pflege gewinnen.“, so Thomas Jaskolka. Er appelliert: „Reden Sie positiv von der Pflege, sodass Menschen Lust haben sich mit Pflege zu beschäftigen.“
Die Diskussionsrunden beim diesjährigen Dialogforum Zenit ergeben klare Forderungen an die Assistenz, Betreuung und Pflege und an die Politik: Sätze wie „Es ergibt sich die Chance auf berufsgerechte Teilhabe, wenn es gelingt dem Leistungsberechtigten seine Ansprüche zu vermitteln. Damit kann ein Imagewechsel starten“, „Wir brauchen geschultes Personal, welches sich mit Rückendeckung des Teams und der Leitung Zeit für intensive Begleitung nehmen kann“ oder „Mit technischen und elektronischen Hilfsmitteln kann die Dokumentation, Betreuung und Pflege im Alltag entlastet werden. Aber auch bedarfsgerechte räumliche, zeitliche und personelle Planung muss berücksichtigt werden“. Assistenz, Betreuung und Pflege ist eine zentrale Herausforderung, die stärker ins Bewusstsein von Politik und Öffentlichkeit rückt. Durch Netzwerke kann die Assistenz, Betreuung und Pflege verbessert werden, damit politische Reglementierungen rezensiert werden können.
Das Format des Dialogforums Zenit nutzt unter anderem Erfahrungsberichte von Menschen, die von den entsprechenden Dienstleistungen aus dem Bereich Assistenz, Betreuung und Pflege profitieren: Antonija Limov (Ambulant betreutes Wohnen) wünscht sich, „dass mehr digitalisiert wird. Ich will als Person erscheinen. Die Pflege soll unterstützt werden. Aber es kann nicht alles digitalisiert werden – zum Beispiel Toilettengänge.“ Cecil Ludwig wird im Förder- und Betreuungsbereich begleitet. Durch ihre Behinderung benötigt sie besondere Hilfe. Cecil Ludwig engagiert sich als Beirätin im Förder- und Betreuungsbereich und setzt sich individuell für ihre Kolleginnen und Kollegen ein. Sie wünscht sich eine stabile und auskömmliche Assistenz, Betreuung und Pflege.
Als weiteres Beispiel stellt Brenda Rattay-Schülke, Abteilungsleitung Förder- und Betreuungsbereich (FuB) der Gemeinnützige Werkstätten und Wohnstätten GmbH, Assistenztechniken und unterschiedliche technische Hilfsmittel zur gleichberechtigten Teilhabe der Menschen mit Behinderung für innovative Assistenz, Betreuung und Pflege aus dem FuB. Dadurch nehmen Menschen mit Beeinträchtigung gleichberechtigt digital in verschiedenen Lebensbereichen des Sozialraums teil. Dies führt zur Erhöhung der Eigenständigkeit im Rahmen der Persönlichkeitsentwicklung der Zielgruppe, welches die Lebensqualität jedes Einzelnen steigert. Auch Personal kann deutlich entlastet werden. Der Ansatz einer bedarfsgerecht entwickelten Qualifizierung hat den Ursprung in der Fokussierung und Achtsamkeit.