Reformator Martin Luther

Inklusive Reise beendet Lutherjahr

Von Ute Oberkampf, Calw/Nagold

Vier Tage mit unterschiedlichsten Menschen, sich an einem Mönch ausrichten, Lunchpakete verfeinern, Segen genießen, neugierig lernen und vor allem überrascht sein von dem was geschieht.

Was kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie das lesen? Das klingt irgendwie nicht so richtig aufschlussreich. Aber ich helfe Ihnen weiter: ein Jahr Bemühungen um die Reformation in der GWW und im Campus Mensch benötigen einen Abschluss, der es in sich hat. Das ist nicht einfach, wenn man gesehen hat, was vorab im Rahmen des Reformationsjahres 2017 bereits Beeindruckendes geschehen ist: über Rollups konnte Wissen aufgefrischt werden, die Ausstellung Kunst und Kirche in Calw wurde um ein riesiges Luthergemälde der GWW erweitert und das fröhliche Luthermusical hat viele begeistert und mitgerissen. Was kann also noch ein weiterer und abschließender Höhepunkt sein? Es muss etwas sein, was uns alle zur Auseinandersetzung mit der Reformation aus dem Alltag herausholt, zum Nachdenken bringt und nachhaltigen Austausch ermöglicht zwischen unterschiedlichsten Menschen. Gleichzeitig soll es zeigen, dass wir in der GWW mehr können als arbeiten und wohnen, wir wollen Inklusion über unseren eigentlichen Auftrag hinaus leben und in die bildende Förderung jeden mit hineinnehmen, der sich mit uns auf den Weg machen möchte. Da passte das Thema Luther und sein Wirken wunderbar.

„Geht nicht gibt`s nicht“ – nach diesem Motto der GWW fand auch die Planung dieser Reise statt und genau so wurde auch umgesetzt: vier Tage lang waren 26 Menschen unterschiedlichster Couleur zusammen unterwegs: Menschen mit und ohne Behinderung, Menschen aus dem Campus Mensch und Menschen aus dem kirchlichen Umfeld der Dekanate der drei GWW-Regionen. Von Anfang an gelang das Miteinander aufs Beste und parallel zum Kennenlernen des Mönches und Gelehrten Martin Luther fand auch das gegenseitige Kennenlernen und Annähern statt. Stationen in Eisenach, Wittenberg, Torgau und Erfurt ermöglichten ein Nachverfolgen von Luthers Leben und Wirken. Stadtführer ließen die Geschichte lebendig werden und halfen allen Reisenden zu einer neuen Sicht der Reformation. So manches Mal war zu hören: „Ach so! So war das also!“ 

Und warum verfeinerte Lunchpakete? Das ist ganz einfach – wenn man länger unterwegs ist, braucht man eine gute Bleibe. Die fanden wir in der Jugendherberge in Dessau, von wo aus wir uns auf unsere Tagestouren auf den Weg machten. Damit wir dabei nicht hungern mussten bis zum Abend, bekamen wir leckere Lunchpakete mit. Gleichzeitig galt es aber auch die örtlichen Köstlichkeiten zu genießen und so wurden die geschmierten Brote um Thüringer Bratwürste, Kaffeegenüsse und so manche Kugel Eis erweitert.
Gesegnet war diese Reise von Anfang bis Schluss. Der tägliche Morgen – und Abendsegen von Luther, den wir gemeinsam zu hören bekamen, ließ uns darüber dankbar sein und in dieser Haltung auch die Tage leben. So wie Luthers Bibelübersetzung zur Reformationszeit die Menschen in ein neues Denken und in eine neue Haltung brachte und vieles veränderte, so veränderte sich auch unsere Haltung und unser Denken auf der Reise. Im Vordergrund stand nicht die Unterschiedlichkeit oder das Ausgleichen von Schwächen. Im Vordergrund stand eindeutig die Freude am Miteinander, die gemeinsame Suche nach der Geschichte und daraus abgeleiteten Werten und die Neugierde, die uns alle antrieb immer noch mehr sehen und erleben zu wollen.

Schön, dass so im gemeinsamen Austausch Schranken fallen können. Wir sind so positiv überrascht, dass wir das öfters erleben wollen: lernen auf allen Ebenen und das mit viel Spaß und Erholung vom Alltag!