Die Uhren drehen sich (an vielen Stellen) langsamer
Es ist nicht zu übersehen: Die Corona-Krise betrifft jeden einzelnen Menschen – weltweit.
Auch im Wohnheim Calw ist dies das Gesprächsthema Nummer eins. Alles dreht sich um das Corona-Virus. Aber wie gehen wir damit um?
Wir haben mit mehreren Menschen gesprochen, die bei uns wohnen, arbeiten, mit ehrenamtlichen Helfern, Eltern…usw. Einen Ausschnitt der Antworten stellen wir Ihnen hier vor. Den ausführlichen Bericht lesen Sie in unserer kommenden Ausgabe des Campus Mensch Magazins aktuell. Der Dank geht an alle, die mit ihren Aussagen zum Bericht beigetragen haben.
Zuerst haben wir die Bewohner befragt:
Was ist eigentlich das Corona-Virus?
Viele sagten gleich, das ist gefährlich, daran kann man sterben. Das sieht und hört man nicht. Das macht die Menschen krank.
Wie können wir uns vor ihm schützen?
Wir waschen unsere Hände, müssen Abstand voneinander halten, wir husten in den Ellenbogen. Wir bleiben zu Hause. Gehen nicht mehr arbeiten oder in den FuB. Hier im Wohnheim sind wir sicher. Es soll auch kein Besuch zu uns ins Wohnheim kommen.
Wie könnt ihr dann Kontakt zu euren Familien und Freunden haben, wenn die nicht zu euch kommen dürfen oder ihr auch nicht zu ihnen könnt?
Ja, wir können sie leider nicht treffen oder auch nicht besuchen, aber telefonieren können wir jederzeit mit ihnen. Unsere Betreuer haben für uns mehrere Telefone bereitgestellt. Die Gemeinde hat uns ein Telefon gebracht, wo man den Gottesdienst mithören kann.
Wie geht es euch damit, dass ihr keinen persönlichen Kontakt zu euren Angehörigen und Freunden haben könnt?
Schlecht, wir sind sehr traurig und es nervt uns. Alles ist verboten. Aber das geht gerade jedem so.
Was seht ihr gerade als positiv im Wohnheim an?
Die Betreuer geben sich Mühe. Sie sind für uns da. Morgens kann man ausschlafen. Wir haben Angebote, an denen wir teilnehmen können. Das ist z.B. Malen, Geschichten vorlesen, Basteln, Gemeinschaftsspiele, es kommt auch regelmäßig ein Herr zu uns in den Hof, der uns mit der Trompete Lieder vorspielt. Das ist alles eine tolle Abwechslung und der Tag ist dann nicht so lang.
Was wünscht ihr euch für die nächste Zeit?
Das Virus soll bald verschwunden sein. Dann können wir endlich wieder arbeiten gehen oder in den FuB, wir sehen dann wieder unsere Freunde. Die vermissen wir sehr. Alles soll einfach wieder normal sein.
Als nächstes haben wir Eltern befragt. Die große Gemeinsamkeit sind die Sorgen, die sie sich machen: Hoffentlich bekommt mein Kind nicht das Virus. Außerdem bedauerten sie, dass sie keinen persönlichen Kontakt mehr zu den Bewohnern haben können. Sie verstehen aber das Besuchsverbot und finden es auch gut. Das schützt alle Bewohner. Sie sind dankbar, dass wir den telefonischen Kontakt anbieten. Das tut gut und hilft allen Beteiligten in dieser Zeit.
Auch die Betreuer sind davon betroffen. Nicht nur bei der Arbeit, sondern auch daheim. Viele müssen nicht nur den Alltag der Wohngruppe neu strukturieren, sondern auch den Tagesablauf zuhause, beispielsweise, wenn bei den Kindern Schule oder Kita ausfallen. Der Dienstplan hat sich geändert, teilweise gibt es längere Arbeitszeiten. Aber jeder springt ein, wo es nötig ist. Es ist schön zu sehen, dass die Bewohner sehr hilfsbereit sind, viel Verständnis zeigen und auch geduldiger sind.
Da ich schon lange im Wohnheim arbeite, sind mir die Bewohner lieb und vertraut, berichtet eine Nachtwache. Da ist es mit dem Abstand halten nicht immer leicht oder auch nicht möglich. Auch nach der Nachtwache ist es daheim anders, da alle zuhause sind. Da kann man dann nur kurz schlafen. Wir sind in der Nachtwache aber ein tolles Team und jeder springt für den Anderen ein, wenn es nötig ist.
Ein FSJ-ler berichtet: „Ich mache momentan ein Freiwilliges Soziales Jahr im Wohnheim Calw-Stammheim. Wir bekommen Unterstützung durch die Betreuer vom FuB. Schön ist zu erkennen, dass die Bewohner Verständnis zeigen. Besonders die in der Tagbetreuung ausgedachten Ersatzaktivitäten scheinen ihnen sehr zu gefallen. Ich hoffe zwar, dass die Krise möglichst bald überwunden ist und wir wieder in unser alltägliches Leben zurück können, aber ich weiß, dass wir bei jeder möglichen Dauer der Krise gut organisiert sind.“
Auch unser ehrenamtlicher Trompetenspieler hat uns ein kleines Interview gegeben:
Wie geht es ihnen mit der momentanen Situation?
Mit selber geht es gut, jedoch mache ich mir Sorgen um die Menschen, denen es nicht gut geht oder bei denen ein hohes Risiko durch Ansteckung besteht.
Wie kamen sie auf die Idee für uns Trompete zu spielen?
Der Posaunenchor Stammheim hat schon immer Kontakt zur GWW. Drei Bewohner von den Wohnheimen in Calw-Stammheim kommen regelmäßig zu den Proben des Posaunenchors. Die Idee in der momentanen Zeit kam durch die Medien, da viele Musiker von ihren Balkonen spielen. Da habe ich mir überlegt ins Wohnheim zu fahren und für die Bewohner und Betreuer hier zu spielen.
Ich spiele in der Mörikestraße und im Gänsäcker (montags, mittwochs und freitags). Es ist ein schönes Gefühl zu sehen, wieviel Freude es den Bewohnern macht, die Musik zu hören und auch selber mitzusingen.